SUBLIMACIÓN HAENDELIANA

von Carla Sampedro

Die zweite Fassung der Oper Giulio Cesare in Egitto von Georg Friedrich Händel wird in Spanien mit einer prächtigen Besetzung uraufgeführt. Vom Komponisten 1725 signiert, enthält sie vier weitere Arien und einen Wechsel der Tessitura in der Rolle des Sesto, der sich vom Mezzosopran zum Tenor entwickelt. Die ungarische Sopranistin Emöke Baráth und der italienische Countertenor Carlo Vistoli führten eine Traumbesetzung an, die einer Haendelschen Sublimation nahe kam.

Carlo Vistoli kam stark rein. Empio, dirò, tu sei war eine Ausstellung von Technik und fiato. Er führte schwierige und einzigartige Variationen in allen da capo auf, wie z.B. die Schlusskadenz von Va tacito e nascosto, die wegen ihrer Dauer und exquisiten Intonation selbst in der maximalen Einsamkeit des Sängers überraschte. Die Agilitäten von Al lampo dell’armi waren von einem anderen Planeten. Schnelligkeit, Präzision und Kraft zeichneten seine Lesung von Cesare aus. Obwohl er in den siegreichen Arien angenehmer war, war auch Aure deh per pieta innig und tadellos. Dagegen glänzte Emöke Baráth in den langsamen Arien. Piangerò la sorte mia war der Höhepunkt ihrer Darbietung; Sensibilität, Geschmack und präzise dynamische Kontrolle verwandelten dieses sehr traurige Lamento in einen intimen Moment, der mit dem lautesten Beifall des Abends belohnt wurde. Er war wohlverdient! Ebenso färbten Anmut und Verführung V’adoro pupille und Non disperar, chi sa?, Arien, in denen sie stimmlich ordentlich, wenn auch nicht so ausdrucksstark war. Das Schlussduett Caro Caro! Bella! Più amabile beltà war der krönende Abschluss einer Aufführung, bei der die Protagonisten nahe an der absoluten Perfektion waren.

Beth Taylors Cornelia war sehr lebendig. Sie zeichnete sich durch ihre Ausdruckskraft und ihre Linienführung aus. Ab Priva son d’ogni conforto machte sie ihr Credo deutlich: Musik ist Emotion. Ganz im Sinne der „Theory of the Affections“ wusste Taylor in jedem Moment, was sie sang, sie sprach jedes Wort aus der Tiefe ihrer Seele und versuchte, die Herzen der Anwesenden zu begeistern. Wenn sie doch nur alle so singen würden! Der Counter-Tenor Carlos Mena brillierte in den Rezitativen. Sein Tolomeo war in den Arien ausdrucksstärker kontrolliert, was eher unbemerkt blieb. Er sang durchweg souveränes Italienisch und überraschte mit einem unzerreißbaren Faden schneller Koloraturen in L’empio, sleale, indegno.

José Antonio López war ein spektakulärer Achilla, seine elegante Phrasierung ein echtes Highlight! Dal fulgor di questa spada, Se a me non sei crudele und Tu sei il cor di questo core waren von Anfang bis Ende ein Genuss. Auch seine solide Bühnenpräsenz und Sicherheit waren bemerkenswert. Der sevillanische Tenor Juan Sancho war von minderer Qualität. In der Rolle des Sextners schwankte er zwischen Exzellenz und Mittelmaß. Svegliatevi nel cor und L’angue offeso mai riposa waren seine besten Arien, besonders letztere, in der er große Leidenschaft und sehr gute Koloraturen zeigte. Es ist wirklich schade, dass ihre Höhen technisch nicht aufgelöst sind, da sie ein interessantes und erstaunlich schönes Instrument hat.

Das Cetra Barockorchester Basel, unter der Leitung von Andrea Marcon, begleitete die Solisten in Perfektion. Die unermüdliche Energie der Orchestermitglieder und die sehr süße Phrasierung, die sie nicht eine Sekunde lang vernachlässigten, brachten das Publikum zum Toben. Das war das Verdienst des Komponisten und aller anwesenden Musiker, die ausnahmslos alles für die Musik gaben. Triumph des Marcon! Triumph des Händel! Triumph des Barock! 

Quelle: https://www.plateamagazine.com/criticas/11271-emoeke-barath-y-carlo-vistoli-protagonizan-giulio-cesare-en-el-universo-barroco-del-cndm

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