Jahresrückblick 2023

2023 war ein wunderbares und erfülltes Konzertjahr für La Cetra. Wir haben mit unserem künstlerischen Leiter Andrea Marcon gesprochen und mit ihm das Jahr Revue passieren lassen.

La Cetra (LC):
Lieber Andrea, wir blicken gemeinsam zurück auf ein ereignisreiches Jahr 2023. Was war denn dein persönliches Highlight mit La Cetra in 2023?
Andrea Marcon (AM):
Ja, es war wirklich ein sehr reiches musikalisches Jahr mit ganz vielen Höhepunkten. Da war am Anfang schon der fabelhafte «Giustino» von Vivaldi, in Basel und Amsterdam. Dann natürlich die Präsenz von La Cetra in La Scala di Milano für die Oper von Vinci, das war einmalig.
Auch die Händelfestspiele Halle waren toll, wir hatten zwei unterschiedliche, ganz intensive Konzerte und endlich konnte der Händel-Preis von 2021 nachträglich überreicht werden. Das war für mich persönlich natürlich etwas sehr Besonderes.
Im Sommer dann das nächtliche Konzert in der Alhambra in Granada im Palazzo Carlo V. in einer unglaublichen Atmosphäre mit Magdalena Kožená – und auch ihr Ehemann Sir Simon Rattle war dabei! Unsere Residenz am Musikfest Bremen mit dem Vespro Veneziano an der originalen Arp Schnittger-Orgel war wunderbar (und wird jetzt übrigens an Heiligabend im Deutschlandfunk gesendet!) Dann natürlich drei unvergessliche Konzerte mit der h-moll-Messe, da hätte uns der Bombenalarm am Basler Flughafen ja fast einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und am Jahresende gab es noch zwei Repertoire-Höhepunkte: von Mozarts Requiem im Stadtcasino flogen wir zur Marienvesper zurück.
Das waren wirklich zwei Sternstunden und zeigt die unglaubliche Qualität von La Cetra mit seinem Vokalensemble und dem Orchester, die so eine Bandbreite der Musikgeschichte abdecken.

LC:
An was erinnerst du dich in 2023 noch gern zurück?
AM:
Da war natürlich mein 60. Geburtstag, den ich mit vielen Freunden in Basel feiern konnte. Und auch in 2023 gab es wieder viele tolle Musiker, die La Cetra geleitet haben, Carlos Federico Sepulvéda – unseren Maestro del Coro –, Maurice Steger natürlich, der immer wieder für musikalisches Feuer sorgt, Carlos Mena, den wir schon so lange kennen und lieben, Leila Schayegh mit ihrer unvergleichlichen Geigenkultur und Jörg Halubek, der eine musikalisch grandiose Haydn-Schöpfung im Theater mit La Cetra präsentiert hat.

LC:
2024 steht vor der Tür. Und da gibt es etwas sehr Wichtiges für La Cetra…
AM:
Ja, das wird ganz speziell und freudig – La Cetra feiert sein 25. Lebensjahr! Im Oktober feiern wir das mit einem tollen Festwochenende in Basel. Das ist unglaublich für ein Orchester, wenn man schon eine so lange Strecke hinter sich hat und sich immer weiter entwicklelt. Ich bin so glücklich, dass ich die Entwicklung in den letzten 15 Jahren mitgestalten durfte – ich habe ja sogar im ersten Konzert 1999, quasi die «Taufe» von La Cetra, geleitet, gemeinsam mit Chiara Banchini und Giuliano Carmignola. In den letzten 15 Jahren konnte ich auch strategisch mitwirken und gemeinsam mit den Musiker:innen so viel aufbauen, dem Orchester ein unverwechselbares Profil geben. Wenn man sieht, was wir alle zusammen, mit den Musikern und der Geschäftsstelle, geschafft haben, kann ich mich nur sehr freuen.
Wir haben so viel erreicht, La Cetra zeigt immer wieder sein ganzes Können, wie fantastisch das Orchester spielt, egal ob Monteverdi, Barock bis hin zu Haydn, Mozart und Beethoven. Das ist alles andere als selbstverständlich, und dass wir hier in Basel die Verbindung von einem derart hochkarätigen Originalklangorchester mit dem genauso exzellenten La Cetra Vokalensemble haben, ist ein riesiges Glück und eine echte Ausnahmesituation. Ich wünsche mir, dass noch mehr Basler und Schweizer das endlich erkennen!

LC:
Abgesehen davon warten in 2024 weitere wunderbare Programme auf das Basler Publikum…
AM:
Ja, natürlich! Wir arbeiten gerade schon ganz intensiv an der Oper »Dido« von Christoph Graupner, eine Wiederentdeckung von einem deutschen Komponisten, der gleichzeitig mit Bach, Händel, Telemann gelebt hat. Unter den Kennern der Barockmusik ist er natürlich ein Name, aber in Italien, Spanien, Frankreich… ist er total unbekannt. Zum Glück können wir diese wunderbare Oper «Dido» endlich aufführen in Basel und im Concertgebouw, und – da freue ich mich wahnsinnig – dann sogar szenisch bei den Innbrucker Festwochen unter der Regie von Deda Colonna. Unbedingt kommen!
Dann haben wir im März eine grosse Tournee mit gleich sieben Konzerten mit der Johannespassion, die ja ebenfalls 300 Jahre Jubiläum hat. Und als nächstes grosses CD-Projekt wartet schon Vivaldis «Arsilda». Ihr seht, wir beschäftigen uns mit lauter starken Frauen! Die CD wird in der legendären Vivaldi-Edition von Naive erscheinen, es ist so ein Lohn für unsere Arbeit, dass La Cetra endlich in dieser wunderbaren Reihe präsent sein kann. Dann haben wir im Sommer wieder eine Zusammenarbeit mit Magdalena, das ist immer ein Fest. Und in einem Jahr haben wir eine lange Tour mit unserem «Baby», dem Vespro di Natale, von Baden-Baden bis Eindhoven!

LC:
Du kennst La Cetra wie kein anderes Orchester, wo siehst du es heute?
AM:
Trotz der dramatischen COVID-Pause hat sich in den letzten Jahren alles glücklicherweise wieder gut entwickelt, wir waren sehr schnell wieder ganz aktiv und erhalten viele Einladungen. Seit vielen Jahren haben wir jetzt so eine positive Atmosphäre, bei den Musikern, im Büro, alle geben ihr Bestes, alle leben und lieben die Musik so sehr und machen alles für die Musik. Mit soviel Leidenschaft, nur damit kann man auch diese Resultate erreichen.
Auch meine persönliche Beziehung zu den Musikern ist sehr besonders, wie eine Art Familie. Wir sind zusammen musikalisch gewachsen, haben so einen langen Weg gemeinsam zurückgelegt. Ich habe nur profitieren können von solchen Musikern, wie La Cetra sie hat. Unser Ziel ist immer, ein einmaliges Erlebnis zu präsentieren, wir brennen im Konzert und diese Begeisterung wollen wir immer übertragen. Ich danke vor allem den Musiker:innen vom Orchester und Vokalensemble für diese gemeinsame Idee, dass jeder von uns immer sein Maximum gibt – deswegen sind unsere Konzerte nie eine Wiederholung von etwas Eingeübtem, sondern jedes Mal etwas Neues, Spontanes, wie eine brennende Flamme. So ist es jedes Mal, wenn wir zusammen sind. Das sind die Früchte von der ganzen Arbeit der langen Jahre. Und noch etwas wollte ich unbedingt sagen:
Es ist toll, soviel unterwegs zu sein, aber am schönsten ist es doch immer, in unserer Heimat, in Basel zu spielen! In unserem Publikum entdecke ich immer viele bekannte Gesichter, treffe oft mal Leute auf der Strasse, die sich bedanken. All das macht eine grosse innere Freude und gibt Sinn und Wert für unsere Arbeit. Unser treues Publikum, vor allem unsere Abonnent:innen, und unser Freundeskreis sind so wichtig für das Ensemble. Die «Cetrianer», die Fans, die regelmässig ins Konzert gehen (manchmal sogar La Cetra hinterreisen, das ist immer besonders toll!), die La Cetra finanziell unterstützen, ohne die würde es nicht gehen. Euch allen wünsche ich von ganzem Herzen «Buon natale»!

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La Cetra Barockorchester & Vokalensemble Basel

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Telefon +41 61 205 33 55
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